Worauf sollte man beim Brandschutz achten?
Lesedauer: 8 Minuten
Interview mit unserem Experten Anton Struger
670 Einsätze pro Tag protokollierte der Verband der Bayerischen Feuerwehren 2021. Während die Zahl der Brände den Vorjahren ähnelt, sieht man beim Blick auf die Brandtoten eine deutliche Entwicklung: Deutschlandweit starben 364 Menschen in Bränden – im Jahr 2000 waren es noch 475 und 1990 sogar noch 787 Tote.
Es tut sich also was im Brandschutz. Doch wann und wo ist Brandschutz Pflicht? Worauf muss ich bei einem Bauprojekt achten und ab wann muss ich nachrüsten? Zeit, um mit unserem Experten Anton Struger von Mittermeier Sicherheitstechnik aus München über das Thema zu sprechen.
Anton Struger ist Elektrotechnikmeister und Experte für Brandschutz bei Mittermeier. Als Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr kennt er das Thema von allen Seiten.
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Hallo Anton! Eines deiner Fachgebiete bei Mittermeier Sicherheitstechnik ist, Neubauten und Bestandsgebäude brandschutztechnisch fit zu machen. Was ist mit Brandschutz gemeint und was muss ein Bauherr bei diesem Thema beachten?
AS: Grundsätzlich ist es so: wenn ein Gebäude gebaut wird, wird das Konzept vorher vom Bauträger oder Architekten eingereicht. Dann wird geschaut, was das für ein Objekt ist, welche Nutzungsbedingung es hat und dann wird entschieden, welcher Brandschutz angemessen ist. Die Frage ist also immer: in welche Kategorie fällt das Ganze? Brauche ich eine Früherkennung? Vollschutz? Teilschutz? Wie sind Flucht- und Rettungswege geregelt? Das ist schwierig für den Laien zu erkennen. Daher werden in der Regel Sachverständige beauftragt , die dieses Brandschutzkonzept erstellen. Beim Bau wird der Brandschutz auf Grundlage dieser Auflagen ausgearbeitet und ein Angebot erstellt. Mittermeier Sicherheitstechnik kümmert sich dabei um den anlagentechnischen Brandschutz, den physischen Brandschutz wie Baumaterial übernimmt die Baufirma. Nach Ausführung beurteilen Gutachter wie TÜV oder DEKRA die Ausführung und nehmen ab.
Wo liegen die Unterschiede zwischen Brandschutzauflagen im privaten und im gewerblichen Bereich?
Hauptsächlich im Umfang. Die bayerische Bauverordnung sieht Rauchmelder auch in privaten Objekten vor. Seit 2013 in Neubauten, seit 2018 muss man auch nachrüsten in den jeweiligen Schlafräumen, Kinderzimmern, Gästezimmern und Flurbereichen. Wir haben auch Privatkunden, deren Brandschutzkonzept eine Brandmeldeanlage vorsieht, weil z.B. die verschachtelte Bauweise des Hauses diese Auflagen nötig macht. Bei anderen bedingen z.B. mehrere Gebäudeteile eine solche Aufschaltung.
Im gewerblichen Bereich geht es darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch kritische Bereiche, Produktionsanlagen oder Lagerhallen zu sichern. Hier kommt man ohne professionelles Brandschutzkonzept nicht sehr weit. Aufgrund unzureichenden Brandschutzes kann ein Betrieb geschlossen oder die Nutzung eines Gebäudes untersagt werden. Unabhängig von den Auflagen sollte ein Betrieb die Wirksamkeit von Früherkennung und Alarmierung unbedingt berücksichtigen, wenn es um die Ressourcen und den Bestand des Unternehmens geht.
Rauchwarnmelder in Privathaushalten: Verpflichtend und lebensrettend seit 2013
Du kennst anlagentechnischen Brandschutz von Seiten der Errichterfirma und aus deiner Tätigkeit als Vorstand der freiwilligen Feuerwehr. Wie ist deine Einschätzung zu Rauchmeldern und Brandmeldeanlagen?
Wir bauen bei Mittermeier Sicherheitstechnik hauptsächlich zur Früherkennung. Damit ein entstehender Brand erkannt und eine Meldung weitergeleitet wird – entweder zur Feuerwehr oder zur Hausalarmierung für Evakuierungsmaßnahmen. Jeder Sensor, gerade wenn er empfindlich ist, kann aber auch Fehlalarme produzieren. Ganz oft sind Fehlalarme aber menschliches Verschulden. Man wundert sich, wie viele Hotelgäste noch in ihren Zimmern rauchen. In der Tiefgarage einer Schule löste ein Sensor in der Tiefgarage immer wieder aus unerfindlichen Gründen aus. Bis bei einer Untersuchung festgestellt wurde, dass die Leitung an einem gewissen Stück so geknickt war, dass sich der Widerstand geändert hatte. Gerade bei alten Anlagen hilft da oft nur: raus und was Neues rein. Denn jeder Einsatz kostet den Betreiber Geld.
Ein gutes Beispiel, wie wichtig die Früherkennung sein kann, habe ich bei einem Einsatz mit der Feuerwehr im Heizkraftwerk einer Gemeinde erlebt: Wir waren bereits ein paar Mal vor Ort gewesen, weil es Fehlalarme gegeben hatte. In diesem Fall hatte es aber eine Verpuffung gegeben! Zwei Angestellte der Stadtwerke lagen im Kellerbereich mit Verbrühungen und Verbrennungen und wäre kein Alarm ausgelöst worden, hätte dieser Unfall lebensbedrohlich werden können. So konnten wir Ihnen erste Hilfe leisten und den Rettungsdienst sofort alarmieren.
Vorteile von Brandmeldeanlagen:
- Schutz von Menschenleben: die Früherkennung ermöglicht schnellere Evakuierung.
- Schutz von Material und Wohnraum: durch Aufschaltung wird die Feuerwehr frühzeitig alarmiert.
- Gefahrenabwehr: weitere Sensoren und Schnittstellen schützen Kühlräume oder vor Wasserschäden
Nachteile von Brandmeldeanlagen:
- Organisatorischer Aufwand als Anlagenbetreiber
- Gegebenheiten vor Ort müssen abgestimmt sein: Sind Schlüssel aktuell, stimmen die Laufpläne für die Feuerwehr?
- Fehlalarme sind möglich
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Was sind die häufigsten Brandursachen?
Ich vermute aus meiner Erfahrung mit der Feuerwehr, dass die Dunkelziffer bei Brandstiftungen höher liegt, als offiziell feststellbar ist. Bei einigen Bränden sind die Ursachen kaum nachvollziehbar, da liegt die Vermutung nahe. Häufig sind Brände auch auf Fehlfunktionen elektrischer Geräte zurückzuführen. Gerade unlängst war da ein defekter Konvektomat, ein elektrisches Heizgerät, mit durch Staub verstopfter Lüftung, das sich im Dachgeschoss selbst entzündet hat.
Akkus und Batterien können bei Verpuffungen durch nicht sachgerechte Lagerung und Entsorgung eine Menge Energie freisetzten. So ein Auto brennt lichterloh und die ganzen Kunststoffe, die darin verbaut sind können extrem giftig und sogar ätzend sein.
Quelle: Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung
Welche Vorteile ergeben sich aus der Beauftragung eines Sicherheitstechnikers?
Brandmeldeanlagen sind nur so gut, wie die installierende Firma. Schlamperei bei der Installation ist das eine. Zum anderen braucht es auch jemanden, der sich damit auskennt und sich schon im Vorfeld Gedanken macht: Was könnte hier sein, was ist das hier für ein Zimmer?
Die Erfahrung zeigt zum Beispiel, dass im Hotelzimmer der Rauchmelder in Distanz zum Badezimmer montiert werden sollte, weil der heiße Wasserdampf den Melder auslösen kann. Tatsächlicher Rauch verteilt sich schnell im Raum, deshalb ist es wichtig, dass der Melder am höchsten Punkt sitzt. Bei Dachschrägen wiederum sollte man den Melder etwa 30 – 50 cm nach unten setzen, weil im Sommer der Rauch durch ein Polster mit warmer Luft abgehalten werden kann und so gar nicht zum Melder kommt. Solche Details kann man nur aus der Erfahrung kennen. Also lieber vorher genau hinschauen und Profis hinzuziehen, bevor im Nachhinein in einen Umbau investiert werden muss.
Kann ich einen Rauchwarnmelder als Vermieter oder bei mir zu Hause selbst installieren?
Ich muss bei der Installation nachweisen, dass der Melder fachmännisch montiert und jährlich gewartet wird. Das wird für den Laien schwierig. Natürlich wollen die Wenigsten bei der Verantwortung für das eigene Haus und die Gesundheit seiner Bewohner nichts dem Zufall überlassen. Hausverwaltungen beauftragen deshalb Fachfirmen mit Installation und Wartung, Kaminkehrer können sich aber auch dahingehend qualifizieren.
Experten-Tipp:
„Im Privatbereich würde ich nicht anderes mehr kaufen als die 10-Jahres-Melder. Da erspare ich mir lästigen Batterietausch oder Batteriewarnsignale mitten in der Nacht, wie sie teilweise bei anderen Rauchwarnmeldern vorkommen. Nach zehn Jahren müssen die Melder sowieso getauscht werden und so lange hält die Batterie dann auch. Diese Melder sind zwar in der Anschaffung teurer, aber auf 10 Jahre gerechnet lohnt sich das bereits für die Batterien und den geringeren Aufwand.“
Was ist deine Prognose für den Brandschutz in den nächsten Jahren?
Brandschutz wird immer wichtiger: Nach baulichen Vorschriften steht der Brandschutz beim Bau an zweiter Stelle. Für Sonderbauten und Gewerbeobjekte ist das erwartbar, aber auch private Bauprojekte können verschärfte Auflagen bekommen. Man sollte sich auf jeden Fall informieren: Aufgrund unzureichenden Brandschutzes kann ein Betrieb geschlossen oder die Nutzung eines Gebäudes untersagt werden.
Das ist teilweise auch gerechtfertigt, wenn man an die Brandkatastrophe des Grenfell Tower in London 2017 denkt, bei der 72 Menschen umkamen. Bei der Sanierung 2015 war aus Kostengründen eine nicht brandhemmende Fassade installiert worden. Dazu kam, dass vorhandener Brandschutz wie die Feuerwehraufschaltung im Aufzug nicht funktionierte, weil die Eigentümergesellschaft, um Kosten zu sparen, drei Jahre lang keine Wartung durchführen ließ. Viele Bewohner wurden erst durch ihre wohnungseigenen Standalone-Rauchwarnmelder geweckt. Hätte es dort Rauchwarnmelder in den Gängen oder eine funktionierende Brandmeldeanlage mit Aufschaltung gegeben, hätten viele Tode verhindert werden können.
Siehst du einen Zusammenhang zwischen den gestiegenen Auflagen und der gesunkenen Zahl von Brandtoten?
Ja, auf jeden Fall. Seitdem die Heim – Rauchmelderpflicht eingeführt wurde, kommt es immer weniger zu Vollbränden. Stattdessen werden wir meist früher gerufen, weil z.B. der Nachbar einen lang ausgelösten Rauchwarnmelder hört. So wird die Feuerwehr alarmiert, kann löschen und das auf einen kleinen Schaden begrenzen. Wäre hier nichts gewesen, kann sich das Feuer über mehrere Stockwerke ausbreiten und es könnte zu einem Großbrand kommen. Klar, es passiert auch, dass die Feuerwehr ausrückt, weil mitten in der Nacht um 2:00 ein Fehlalarm kommt oder das Batteriesignal für einen Brandalarm gehalten wird. Das ist unglücklich, aber im Nachhinein sagt man: „Besser einmal zu viel gerufen als zu wenig.“
Gutes Schlusswort! Danke für deine Zeit und deine Einblicke!
Über den Experten
Anton Struger ist Elektrotechnikmeister und Vorstand bei der Freiwilligen Feuerwehr. Bei Mittermeier Sicherheitstechnik installiert er fachmännisch alles von den komplexen Brandmeldesystemen bis zu Standalone-Rauchwarnmeldern.
Durch seine Erfahrung kennt er das Thema Brandschutz von mehreren Seiten und bringt wertvolles Expertenwissen in Beratungen und Projektierungen ein.
Sie stehen vor einem Bauprojekt oder wollen beim Thema Brandschutz nachrüsten?
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